Lasst mich nicht alleine

Es sind die letzten Worte, die sich in meiner Erinnerung gebrannt haben.

Monatelang kämpfte er mit dem Blutkrebs. Doch wir hofften bis zur letzten Sekunde und wollten nicht wahrhaben wie schnell seine Kräfte schwanden.

Ich erinnere mich noch wie ich im Wohnzimmer auf einer Matraze neben ihm schlief, weil er es die Treppe nicht mehr hoch schaffte.

Ich erinnere mich an eine Chemo nach der anderen, Antikörper, dieses und jenes. Aber nichts half wirklich.

Ich erinnere mich an die Hoffnung, das nicht wahrhaben wollen – es kann doch nicht sein, dass er geht. Jeder andere bitte – aber nicht er.

Ich erinnere mich an den Moment, als mir der Arzt sagt: Er liegt im Sterben mit Tränen in den Augen. Er sagte, hier könnte man höchstens noch etwas mit Intensivmedizin probieren – aber er meinte, es wird Zeit ihn gehen zu lassen.

Ich bin ihm heute noch dankbar für diese Ehrlichkeit. Es war ein christliches Krankenhaus.

Ich erinnere mich an das Sterbezimmer mit dem Kreuz obendrauf und wie wir alle ihm die Hand hielten als er starb.

Es war kein schönes Erlebnis, aber ich bin dankbar es ausgehalten zu haben.

Und wir haben ihm seinen Wunsch erfüllt, er starb im Kreis seiner Familie und er war nie alleine. Kein anderer Patient hatte so oft Besuch wie er.

Heute unterstütze ich bewusst ein Hospiz (https://www.kinderhospiz-wiesbaden.de/de/) mit Spenden – weil ich weiss wie wichtig die Begleitung in diesem letzten Lebensabschnitt ist die damals nicht gewollt war und es mich daher umso mehr umgehauen hat.