Würth „Logistics is a dancer“

Für einen Moment verliere ich den Focus – gebannt blicke ich auf das 42 Meter hohe Hochregal Lager in Bewegung. Leise bewegen sich die Arme hin und her und das Licht der Apparatur schwebt im Lager entlang. Wow, einfach nur Wow. Am liebsten hätte ich einen Gartenstuhl und ein Bier ausgepackt und an diesem magischen Ort für einen Moment zu verweilen.

Ich bin so gebannt, dass ich den Anschluss an meine Gruppe verliere und für eine Sekunde die Sorge habe, mich in der Anlage mit lauter automatisch transportierenden Transportkisten zu verlieren. Aber schon steht unser Gruppenführer an meiner Seite und sammelt mich wieder ein. Er lotst mich um zwei Ecken und führt mich auf dem schnellsten Weg zur Gruppe zurück „ich habe eine kleine Abkürzung für uns genommen“ grinst er als er merkt, dass ich Mühe habe die richtige Richtung zu finden. Humor haben Sie auch bei Würth 🙂

Herzlich willkommen bei der Web Week und dem spannendstem Tag der Veranstaltung für mich. Ich habe mich sehr spontan angemeldet weil eine parallel Veranstaltung ausfiel – und ich hatte keine so grossen Erwartungen. Vielleicht ein paar Powerpoints, ein paar Bilder und ein Glas Wasser zum Abschied. Damit wäre ich schon zufrieden gewesen.

Erwartet hingegen haben mich 2 intensive Stunden Einblicke von zwei Entwicklern, die schon seit der Ausbildung bei Würth dabei sind über Ihre Logistik und dem Wandel, die Würth vollzieht.

Beeindruckt hat mich insbesondere dass Würth mehrfach Prototypen gebaut hat – also Roboter um etwas Neues umzusetzen. Bei der Umsetzung wurde dann klar, was nicht gepasst hat und dann wurden gleich mehrere Roboter neu gebaut mit den Erfahrungen der Prototypen. Sozusagen Devops in Robotics 🙂 Wir hatten das Glück sowohl die alte als auch die neue Welt zu sehen. So auch das alte und das neue Lager – dadurch wird natürlich noch einmal deutlicher wie stark die Innovation voranschreitet: Erst sieht man ein Lager, das sich in sich dreht und dann das genannte Hochregallager bei dem sich ein Greifer am Lager entlang fegt. „Die Kollegen haben eine Hochseilausrüstung wenn hier mal was klemmt“ 🙂

Spannend waren auch die Diskussion über Flussteuerung – dadurch dass ein langes Fliessband natürlich keine Überholfunktion hat setzt Würth auf dezentrale Lagerstätten. Dann kann man gezielt einzelne Teile vorziehen. Könnte ja auch mal passieren dass ein Transportband klemmt – und dann die ganze Maschinerie stoppt. Und man könnte überlegen Saisonal schon Produkte vorzuhalten – oder mit KI dynamisch verherzusagen.

Es wurde deutlich dass die beiden Mitarbeiter frei sprechen konnten – es gab kein Redeskript und es waren authentische und ehrliche Diskussionen – von dem Punkt dass Würth langfristig wächst und die Deutschen viel zu viel Sorge haben von der Automatisierung verdrängt zu werden über das Verhältnis zwischen IT und den Kollegen auf Augenhöhe und als Team. „Wenn das nicht läuft, kommt der Kollege bei mir vor Ort an den Tisch und unterhält sich mit mir“.

Und noch etwas war beeindruckend: Die Firma sieht aus wie geleckt. Ich habe keinen einzigen Schraubendreher oder Bauteil rumliegen sehen. „Wir haben einen Geschäftsführer, der läuft auch wirklich rum und schaut sich an, wenn es quer läuft“.

Auch die Tatsache, dass regelmässig Notfalltests für Stromausfälle gemacht werden und Sicherheit gelebt wird… Würth hat sich ausgezeichnet präsentiert. Sowohl von der Technik als auch von den gelebten Werten gab es nichts, dass ich mir anders bei einer Firma gewünscht hätte.

Gefehlt hat mir allerdings ein QR Code mit einer Webseite mit Basis Informationen und freigegebenen Bildern für die Roboter den wir uns ansehen durften – ich hätte zu gerne Bilder gemacht und mich noch mit weiteren Details versorgt vor Ort und hier auch berichtet – aber das muss von Würth direkt kommen und nicht von extern.

Für die Zukunft wäre auch ein Augemented Reality Use Case spannend – die Besucher bekommen Brillen die die gesammelten Daten der einzelnen Sensoren visualisieren. Von Gewicht über EAN Nummer über OCR über die Nummer der Box – hier werden ständig soviele Daten produziert dass das Herz des Informatikers höher schlägt. Da könnte man noch einiges mit anstellen und optimieren…..

Ich freue mich auf einen nächsten Besuch – ich kann mir schon lebhaft vorstellen wie ich mit Bier und Liegestuhl „was genau machen Sie denn da ?“ an der Pforte stehe, dann das Handy ausschalte und mich an die genannte Stelle setze. Und solange genieße, bis ich mich satt gesehen habe. Und das kann dauern…

Vielen Dank an Würth für den inspirierenden Abend und insbesondere an die beiden Kollegen die sich von uns Löcher in den Bauch haben fragen lassen !

Hier gehts lang !